Es handelt sich sicher um einen der ungewöhnlichsten Familienbetriebe im heutigen Bern: Durch bloße Berührung können die Weingarts verschüttete Erinnerungen anderer Menschen sehen. Aber was als Geschäft gut funktioniert, wird für die Beteiligten mehr und mehr zur persönlichen Falle. Eine Gabe wird zum Fluch, Erinnerungen werden zum Verhängnis.
Humorvoll abgründig und mit realistischer Prägnanz erzählt Giuliano Musio von der fatalen Macht der Erinnerung. Das „Scheinwerfen“ vererbt sich in der Familie Weingart seit Generationen und wurde für einige von ihnen inzwischen zur guten Lebensgrundlage. Julius, studierter Psychologe und in mancher Hinsicht ein Spätzünder, versucht mit trauriger Verzweiflung den Ansprüchen des Geschäfts gerecht zu werden und hinter das Geheimnis zu kommen, das seine Freundin Sonja in letzter Zeit immer stärker zu belasten scheint. Sonja ist gleichzeitig seine Cousine und arbeitet ebenfalls in der Praxis, genauso wie sein Bruder Toni, der mit seiner Homosexualität hadert und sich auf eine problematische Vereinbarung mit dem Sohn eines Kunden einlässt. Nur der plötzlich auftauchende Halbbruder Res ist grundsätzlich mehr als zufrieden mit sich und der Welt, was aber vor allem an einem geistigen Manko und einer daraus resultierenden, ganz eigenen Wirklichkeit liegt. Die Geschehnisse um sie alle haben mehr miteinander zu tun, als sich die Brüder zunächst vorstellen können. Ihre Gabe, fremde Erinnerungen zu sehen, wird die einzelnen Fäden nach und nach zusammenspinnen. Aber es werden Erinnerungen sein, die vielleicht besser weiterhin geruht hätten.
GIULIANO MUSIO, * 1977 in der Nähe von Bern, hat Germanistik und Anglistik studiert. Neben dem Schreiben ist er als Korrektor bei der NZZ tätig. 2015 erschien sein Debütroman Scheinwerfen bei Luftschacht.
giulianomusio.com
Titel bei Luftschacht:
Wirbellos (Roman, 2019)
Scheinwerfen (Roman, 2015)
„Einen Schweizer will ich mir merken. Der war von einer Lakonie und einem Humor – ich habe gestaunt. Schon der erste Satz hat mich umgehauen.“
– Matthias Zschokke über Giuliano Musio –
Die klassische Idee der fluchbehafteten Sehergabe variierend, baut Musio seinen Roman – psychologisch stark, also ohne zu psychologisieren – als Tragödie auf(…).
– Jan Meyer-Veden, Autor und Übersetzer –
“Scheinwerfen” ist komplex, aber nicht kompliziert, nüchtern, aber nicht trocken, und der Humor kommt stets unerwartet. – Lena Tichy, Kulturagenda Bern –
Der Autor vermengt Motive aus Fantasy, Horror, Familienroman und Krimi zu einer wilden, für die Schweizer Literatur aussergewöhnlichen Mixtur.
– Martina Läubli, Neue Zürcher Zeitung –
Packend und in einer schnörkellosen Sprache erzählt der Berner Autor Giuliano Musio von der Macht des Wissens und des Erinnerns.
– rezensionen.ch –
Mit «Scheinwerfen» hat der junge Berner Autor Giuliano Musio ein temporeiches und süffiges Debüt hingelegt, das nicht nur vor fantastischen Einfällen strotzt, sondern auch mit einer Vielzahl an geschichtlichen und popkulturellen Hinweisen auf die Neunzigerjahre gespickt ist. Musios Humor ist wunderbar abgründig, manchmal nahe am Absurden, seine Sprache dabei stets prägnant und präzis und manchmal wohltuend derb.
– derbund.ch –
Das Schöne an Giuliano Musios erstem Buch ist, dass es sich nicht in eine Schublade stecken lässt. Hier ist nichts normal, nichts gewöhnlich oder vorhersehbar.
– buchlesetipp.blogger –
Schnell baut sich Spannung auf, und man ahnt, dass das Scheinwerfen die Protagonisten irgendwann auch ins Innerste der eigenen Familie führen wird, wo ein dunkles Geheimnis schlummert.
– Tina Kuhlmann, Berner Zeitung –
Seine Hauptfiguren hat Musio mit genau dem richtigen Maß an Skurrilität und Identifikationspotenzial ausgestattet, um zugleich interessant, liebenswert und psychologisch glaubwürdig zu wirken.
– Weser Kurier –
Mit diesem Debüt ist dem jungen Schweizer eine wunderbar erzählte Story geglückt, die zwischen Realität und Übersinnlichem wie selbstverständlich hin und her schwingt.
– ekz –
Ein ambitioniertes Experiment, das in der geschliffenen, oft schwarzhumorigen und lakonischen Sprache Musios vollends gelingt.
– Rhein Zeitung –
Der überzeugend konstruierte Ensemble-Roman ist gerade in die zweite Auflage gegangen und findet im gesamtem deutschsprachigen Raum begeisterte Leser und Rezensenten. Giuliano Musio ist endlich da, wo er hingehört – und fraglos bleiben wird: im Licht der literarischen Öffentlichkeit.
– Lese 2016 –
Der junge Schweizer Autor mit dem wohlklingenden italienischen Namen hat ein grandios gelungenes erstes Buch geschrieben, humorvoll, abgründig und mit realistischer Prägnanz.
–reuffel –