Nach dem Tod des Sohnes kehrt ein Vater völlig betäubt in das Haus seiner Kindheit zurück; in einem Augenblick äußerster Verwundbarkeit wird ein Junge abgewiesen und legt sich zum Schlafen in den Schnee; ein alter Mann fühlt sich in seinem Körper und seiner Wohnung gefangen wie die surrende Fliege, die er am Fenster beobachtet. Breiteigs Erzählungen kreisen um Figuren, die vom Schmerz über den Verlust von Sprache gleichermaßen gelähmt wie getrieben sind. Dieses Unaussprechbare, das aus ihren Situationen entspringt, legt einen Schleier des Unheimlichen und Grotesken über alles.
Das Debüt des Norwegers Bjarte Breiteig, mit dem er seinen Ruf als junger Literaturstar in seiner Heimat begründet hat, zeigt mit einer messerscharfen Sprache, wie das Unsagbare in Geräuschen, Gesten und einer rätselhaften Atmosphäre zutage tritt. Kunstvoll und sprachlich dicht schildert er Episoden, in denen sich die Tragweite einer Begegnung oder eines Unglücks zu bündeln scheint und die Menschen sich selbst und den anderen fremd zurücklässt.
“Man rätselt, in welche Richtung der Autor seine Figuren schickt, um sie zu Fall zu bringen. Der Aufprall aber bleibt aus. Manchmal versteht man die Protagonisten nicht ganz und wundert sich. Und das spricht etwas an, aus dem Empathie wachsen kann. Mit seinen hauchzarten psychologischen Zeichnungen von Menschen und ihren Lebensbedingungen öffnet dieses Buch die Seele.” (Zeit online)
“Die Sehnsucht und der Schmerz der Figuren sind immer spürbar. In der Verbindung dieser scheinbaren Gegensätze liegt der große Reiz, die Intensität der Geschichten.” (die tageszeitung)
“Unspektakulär treten diese Erzählungen auf, und doch zählt jedes Wort. Hier wächst eine stille Opposition zum erzählerischen Mainstream heran.” (Falter)
“Wie aber schafft es Breiteig, in ereignisarme, luftleere Existenzen jene Spannung reinzuzwingen, die uns am Lesen hält? Er schließt einen Pakt mit der Dingwelt, die eine nahezu magische Dimension annimmt. Er sichtet, was sich im nächsten Umfeld seiner Figuren angesammelt hat, denn all diese Einzelheiten verraten etwas über ein Leben, das sich selbst nicht zur Sprache bringt. Den Dingen wächst eine Bedeutung zu, die sie hinaushebt über ihren bloßen Gebrauchswert.” (Anton Thuswaldner, Salzburger Nachrichten)
“Ein verkaufstüchtiger Verlag würde den Band als Roman verkaufen.”
(Anton Thuswaldner, Salzburger Nachrichten)
“Schneestürme toben, die Eiseskälte des Winters wird ebenso eindringlich beschrieben wie die Ausgesetztheit der Figuren, die durch höchst unterschiedliche Ereignisse aus der Spur geworfen wurden […] Mit großer Meisterschaft beschreibt Breiteig unheimliche Situationen, in denen alles möglich scheint.” (Profil)
“Der Autor behandelt seine Figuren mit tiefem Respekt und beschreibt ihr Leben mit subtiler Zuneigung. Diese meisterhafte Verbindung aus literarischer Bescheidenheit und klaren Bildern machen Phantomschmerzen zu einem Lesevergnügen, das man in der Sonne, am Kamin und lange, nachdem das Buch fertiggelesen ist, genießen kann. Es verwundert lediglich, dass dieses in Norwegen mehrfach ausgezeichnete Werk erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde. Die Themen darin sind jedenfalls zeitlos.” (Miguel Peromingo, Librithek)
Bjarte Breiteig, *1974 in Kristiansand/Norwegen; lebt in Oslo. Studierte nach einem abgebrochenen Physikstudium Literatur in Trondheim, an der Skrivekunstakademiet und an der Universität von Bergen. Für seine Erzählungen wurden ihm zahlreiche nationale Preise verliehen.
bjartebreiteig.com
Titel bei Luftschacht (alle übersetzt von Bernhard Strobel):
Die kennen keine Trauer (Erzählungen, 2019)
Meine fünf Jahre als Vater (Roman, 2016)
Phantomschmerzen (Erzählungen, 2013)
Von nun an (Erzählungen, 2010)