Florian Scheibe ° Weiße Stunde

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Der Sizilienaufenthalt eines deutschen Paares nimmt eine bizarre Wendung, als die Frau bei einem Tagesausflug in einem verlassenen Haus spurlos verschwindet. Der Mann reagiert seltsam: Anstatt ihrem Verbleib nachzugehen, fährt er in die gemeinsame Wohnung zurück, hängt seinen Gefühlen und Erinnerungen nach, lauscht den Geräuschen der Stadt und kommt das erste Mal seit Monaten mit der Arbeit an seinem Roman voran. Seine liebste Arbeitszeit ist die „Weiße Stunde“, wenn alles menschenleer und still in der Mittagshitze liegt. Je länger er jedoch untätig bleibt, ihr Verschwinden aufzuklären, desto mehr verstrickt er sich in ein Geflecht aus Lügen und Selbstbetrug und gerät schließlich unter Mordverdacht.

Präzise und atmosphärisch schildert Florian Scheibe eine Mechanik des Sich-schuldig-Machens und führt seinen Protagonisten an die gefährlichen Grenzen zwischen Selbstüberschätzung und Selbstzerstörung, bewusster Auslieferung und unkontrollierbarem Ausgeliefertsein heran.

“Eine eindrucksvoll erzählte, sprachlich virtuose Studie über Wahn und Realitätsverlust.” (Joachim Feldmann, Culturmag)

“Florian Scheibe erzählt einen Psychothriller, indem der Held von sich selbst verfolgt wird. Der Kontakt zur Außenwelt ist seltsam abgerissen, nicht umsonst werden einige Elemente dieses Romans mit dem Fremdsein des Albert Camus verglichen. (…) Die weiße Stunde ist knall-weiß, schmerzhaft, hyper-klar. – Ein scharfes Leseerlebnis!” (Helmuth Schönauer, Lesen in Tirol)

“Ein Roman über den unwiderstehlichen Drang, die psychischen Muster auszumachen, die einen Menschen, eine Figur zu ihren Handlungen führen; ein Roman über die urteilsbegründende Einfühlung – während des Lesens, des Lebens.” (Ö1, Ex Libris)

“Mit Sizilien wird der Ausnahmezustand gewissermaßen von Anfang an gesetzt” (Benedikt Viertelhaus, Kritische Ausgabe)

Florian Scheibe, geb. 1971 in München, studierte Kulturwissenschaft in Bremen und Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Er arbeitete als Aufnahmeleiter, Regieassistent, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lektor. Florian Scheibe entwickelt Drehbücher, schreibt Auftragstexte und veröffentlicht regelmäßig Kurzgeschichten in Anthologien und Literaturzeitschriften. Er lebt in Berlin.

Titel bei Luftschacht: Weiße Stunde (Roman, 2012)

The shimmering heat of Sicily and the crumbling baroque architecture of the town of Noto serve as a picturesque backdrop for a complicated web of lies: in his nail-biting debut novel, Florian Scheibe searches for general truth and subjective reality.

A German couple’s stay in Sicily takes a bizarre turn when the woman disappears on a day trip in a dilapidated house without a trace. The man reacts strangely: instead of searching for her, he goes back to their shared apartment, indulges his feelings and memories, listens to the noises of the town and, for the first time in months, makes progress with his novel. His favourite time to work is the “white hour”, when everything is deserted and still in the midday heat. However, the longer he remains inactive in solving the mystery of her disappearance, the more he becomes caught in a web of lies and self-deceit, finally becoming a murder suspect himself.

Precisely and atmospherically, Florian Scheibe describes a mechanism of self-inflicted guilt and leads his protagonist to the dangerous boundaries between hubris and self-destruction, between conscious surrender and being at the mercy of others.