Herbstprogramm 2018

In den USA gefeiert, hierzulande noch immer skandalös wenig bekannt ist Schriftsteller Dennis Cooper. Mit Mein loser Faden erscheint bei Luftschacht nach God Jr. bereits der zweite Roman des großen amerikanischen Moralisten; in der ihm eigenen, unbarmherzig knappen, aber vieldeutigen Sprache seziert Cooper darin das Wesen von Gewalt und ortet deren Entstehung weniger an den Rändern als in der Mitte unserer Gesellschaft.
Sprachlich ganz anders gelagert ist der Roman Austreibungen des jungen österreichischen Autors Markus Mittmansgruber, der 2016 mit Verwüstung der Zellen bei Luftschacht debütierte. Mit großer Fabulier- und Sprachlust erschafft Mittmansgruber eine Erzählung über die boshaften Grauzonen des Lebens, über fixe Ideen, Irritationen und Triebe.
Nicht 15, aber doch 13 Jahre ist es her, dass Zita Bereuter uns erstmals besuchte, auf der Suche nach einem jungen, engagierten Indie-Verlag, der den FM4 Literaturwettbewerb Wortlaut begleitet und die jährliche Anthologie der Gewinner*innen veröffentlicht. 14 Bände später sind Freude und Begeisterung bei Verlag als auch Sender gleichermaßen ungebrochen und Sterne ist das schöne Thema für 2018.
Ganz neu hingegen in diesem Herbst ist die von Philosoph und Schriftsteller Stefan A. Marx herausgegebene Reihe halbwertszeit, die sich mit dem Anteil der Politik auseinandersetzt, der allen anderen entgeht. Kein Empfang, du Sau! titelt der erste Band, in dem sich sieben Autor*innen aus Wissenschaft, Philosophie und Literatur in dialogischer Form mit Kommunikation, mit Senden und Empfangen auseinandersetzen.
Sex und Erotik sind bekanntermaßen ebenfalls wesentliche Formen von Kommunikation. Darum kümmert sich dankenswerterweise Zeichner und Autor Nicolas Mahler in seinem dritten Gedichtband solar plexy, der ihm Anlass war, sich mit dem Sprachmaterial von sogenannten Herrenmagazinen zu beschäftigen. Die Grenze zum Perversen ist nicht leicht zu ziehen, heißt es in diesem Buch, aber wer Mahler kennt, ahnt, dass ihm das auch kein unbedingtes Anliegen ist.
Auch wenn er ursprünglich aus der Bildenden Kunst kommt: Text ist in den Arbeiten von Peter Phobia – neben den zurückhaltenden und limitierten Farben – stets ein wesentliches und stilbildendes Element. Und so ist es auch bei seinem berührenden Graphic-Novel-Debüt My Father Never Cut His Hair, in dem er Popkultur mit individueller Biografie verwebt und sich auf Spurensuche nach dem eigenen Vater begibt.
Mit einem Helden völlig anderer Art wartet zu guter Letzt Nele Brönner auf und von zurückgenommenen Farben kann bei ihr keine Rede sein: Vor pinker und knallgelber Kulisse erzählt sie in ihrem Bilderbuch Begel, der Egel vom verantwortungsvollen und abenteuerlichen Leben eines Blutegels in einer Tierarztpraxis und wie ein anfangs unliebsamer Mitbewohner schließlich doch noch zum Freund wird.

 

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