Die kennen keine Trauer – Untiefen zwischen den Zeilen
Im deutschsprachigen Raum ist das eher selten, aber in Norwegen hat Bjarte Breiteig mit einem Erzählband debütiert und ist dann mit noch zwei weiteren zu einem der bekanntesten Autoren seiner Generation aufgestiegen. Bei Luftschacht liegt nun nach den Erzählbänden Von nun an (2010) und Phantomschmerzen (2013) und Breiteigs Roman Meine fünf Jahre als Vater (2016) endlich auch die dritte seiner Geschichtensammlungen vor: Die kennen keine Trauer versammelt leicht hingeworfene Skizzen und Ausschnitte aus brüchigen Lebenswelten.
Nichts sagen! Nichts sagen, sonst wirst du verschwinden.
Pubertierende Knaben, die sich an der Schule einer plötzlichen und unerklärt bleibenden Zerstörungswut hingeben; ein kranker, alternder Industriearbeiter, der an seinem letzten Arbeitstag in den Duschräumen der Firma zusammenbricht; der Vater, der mit seinem Jungen in das Haus seiner Eltern zurückkehrt, das voller Erinnerungen an den toten Bruder steckt; der junge Mann, der über eine Trennung nicht hinwegkommt, seine Mutter darüber belügt und eine merkwürdige Online-Bekanntschaft eingeht: Es sind stille und intensive Figuren, die Breiteig in seinen Texten zeichnet, er erzählt von (zerbrochenen oder zerbrechenden) Beziehungen, die von Scham und Schuldgefühlen, Sehnsüchten und Misserfolgen geprägt sind. Und so, wie all diese Menschen ihre Verletzungen und Enttäuschungen hinter ihrer Sprachlosigkeit verborgen halten, liegt der Bedeutungshorizont bei Breiteigs Geschichten meist zwischen den Zeilen.
Zum Buch: Die kennen keine Trauer
Autorenfoto: Oda Berby
Alle Buchfotos: Andreas Scheriau
website von Bjarte Breiteig: bjartebreiteig.com