Gilman ist der Anführer einer rechtsextremen Gruppe, die Todeslisten ihrer Mitschüler führt. Als Pete von Gilman den Auftrag bekommt, für 500 Dollar Bill zu töten, weil er dessen Notizbuch haben will, sucht Pete bei Larry Hilfe. Larry wirkt gefühlskalt und ist gewaltbereit, er erledigt den Job scheinbar ohne Mitgefühl. Aber Larry wird von Schuldgefühlen gequält, er glaubt sich verantwortlich für den Tod eines Freundes. Und er fühlt sich in Sorge zu seinem kleinen Bruder hingezogen, den er aber dennoch schwer misshandelt. Als Larry beginnt, im Notizbuch des ermordeten Bill zu lesen, nehmen seine Verwirrung und Zerrissenheit noch zu. Die Schraube der Gewalt wird immer fester angezogen, bis es kommt, wie es kommen muss – es fallen Schüsse …
Verwirrung und Zerrissenheit und das Umfeld, aus dem jene hervorgehen, stehen im Zentrum von Mein loser Faden, das neben Gus van Sants Elephant die wohl schockierendste Reise in den Kopf eines amerikanischen Teenagers ist. Cooper gelingt es meisterhaft, sich diesem heiklen Sujet ohne jeglichen Voyeurismus anzunähern, er zeigt erbarmungslos auf, dass Gewalt nicht nur die Ränder unserer Gesellschaft betrifft, sondern dass sie aus ihrer Mitte entspringt und ihr eine lange Entwicklung emotionaler Verwahrlosung vorausgeht. Mein loser Faden ist eine Reportage über jugendliche Depression, moralische Leere und die Verwirrungen der Liebe, es ist klaustrophobisch und das Erschütterndste daran ist die Erkenntnis, wie nahe Gewalt an Liebe oder besser dem Wunsch danach liegt.
DENNIS COOPER ist Autor von zehn Romanen sowie zahlreichen Lyrikbänden und Sachbüchern. Seine Bücher wurden in 19 Sprachen übersetzt. Sein Roman The Sluts (2005) gewann den Prix Sade und den Lambda Literary Award für den besten Roman des Jahres. Seine jüngsten Romane sind I wished (2022) und drei einzigartige, international gefeierte Arbeiten, die zur Gänze aus animierten GIFs bestehen: Zac’s Haunted House (2015), Zac’s Freight Elevator (2016) und Zac’s Drug Binge (2020).
Er arbeitete für die Spielfilme Like Cattle Towards Glow (2015) und Permanent Green Light (2018) mit dem Künstler und Regisseur Zac Farley zusammen und schreibt seit 2004 für die französische Theaterdirektorin und Choreographin Gisèle Vienne. Zudem ist Cooper Chefredakteur des amerikanischen Verlagimprints Little House on the Bowery und ein weithin veröffentlichter Kunstkritiker und Journalist, sowie mitwirkender Redakteur des Artforum International Magazine.
Dennis Cooper lebt in Paris und Los Angeles.
www.dennis-cooper.net | denniscooperblog.com | www.kiddiepunk.com
Titel bei Luftschacht:
Ich wünschte (Roman, 2023)
Die Schlampen (Roman, 2021)
Mein loser Faden (Roman, 2018)
God Jr. (Roman, 2017)
Dass Worte nicht simpel sind, sondern beängstigend kraftvoll, wenn man mit ihnen umzugehen weiß, zeigt dieser Roman, der draufhält, nie nachlässt und dokumentiert, was immer noch allzu oft alltäglich ist: Körper und Sexualität als Sphären der Gewalt und Unterdrückung. “Mein loser Faden” ist eine offene Wunde, die brennt und an die man trotzdem ständig fassen muss.
– Moritz Müller-Schwefe, Süddeutsche Zeitung –
Das sitzt – und ist rätselhaft zugleich! Seine Wirkung erzielt der Roman „Mein loser Faden“ offensichtlich mit und trotz seiner Form. Ich-Erzähler Larry ist wahrlich kein Dichter, seine kargen Sätze sind oft Ellipsen. (…) So schmucklos Coopers Sprache auch daherkommt – zwischen den Zeilen tut sich stets ein riesiger Abgrund des Ungesagten auf.
– Pascal Fischer, SWR2 –
Dennis Cooper zu lesen, bedeutet immer irgendwie auch, entrückt zu werden. Man wird der radikalen Subjektivität seiner meist jungen, verwirrten Erzähler ausgeliefert. Er erklärt nicht, er zeigt. Als Lesender wird man dadurch zum Suchenden, der ohne Wegmarken in der subjektiven Gedankenwelt der Protagonisten mit ihnen allein ist. Ihre Manie überzieht auch den Rezipienten. Das ist ein Kunststück, das nicht vielen Autoren glückt.
– Dominic Schmiedl, schmiertiger.de–
(Denn) Coopers literarische Qualität steht außer Zweifel, und ginge es den Großverlagen zuvörderst um Literatur, gehörte „der hierzulande skandalös unbekannte US-Autor“ (Kulturnews) längst in eines dieser werbestarken Häuser. Doch sie weichen zurück vor so einem Werk. Cooper ist zu schwul, zu unmoralisch, zu radikal. Und irgendwie versteht man sie sogar.
– Michael Sollorz, sissymag.de–
Cooper gehört zu den wenigen Autoren, wie David Foster Wallace oder Wolfgang Herrndorf, die es schaffen, sich in die tiefsten Gewässer erzählerischer oder sonst wo reproduzierter Klischees zu werfen und diesen künstlerisch unbeschadet wieder zu entsteigen, nachdem sie sie mit Eleganz durchschwommen haben. (…) Mit dem Luftschacht Verlag (…) bekommen seine Bücher, was Layout und Ausstattung angeht, eine würdige Heimat.
– Marcus Klugmann, fixpoetry –
Der Autor taucht tief ein in den chaotischen Gedankenstrom seiner Protagonisten, die zwischen Hilflosigkeit und Brutalität pendeln. (…) Obwohl das Buch nun mit beachtlicher Verspätung auf Deutsch vorliegt, bleibt die Lektüre spannend und verstörend. Sie zeigt, wie Scham, Selbstverleugnung und Gruppenzwang zu verheerenden Taten führen können.
– Karin Cerny, Profil –
Ein aufwühlender, stilistisch ungewöhnlicher, aber auch darin faszinierender Roman.
– Christa Nebenführ, Buchkultur –
Wie in „American Psycho“ oder „Elephant“ geht es um körperliche Gewalt und seelische Grausamkeit, nur vielfach schwuler, orientierungsloser, stilistisch ungewöhnlicher.
– Anke Wittkopp, Stadtkind Magazin Hannover –
Texte von Dennis Cooper muss man aushalten können. (…) Mein loser Faden mag zwar mit mehr als 15 Jahren Verspätung in deutscher Übersetzung erscheinen: In einer Welt, die mehr und mehr auf Selbstverleumdung gründet, ist der Roman aber nach wie vor ein hochaktueller Erklärungsansatz für das Entstehen von Gewalt. Und so kann man dem Wiener Luftschacht-Verlag gar nicht genug dankbar sein, dass er die Bücher des hierzulande noch skandalös unbekannten US-Autors sukzessive übersetzen lässt.
– kulturnews.de, Buch der Woche –
Klischees, Effekthascherei, eingeschränktes Schubladendenken und hochgezüchteten Mainstream-Müll wird es hier nicht geben. (…) Dennis Cooper kann man nicht mit anderen Autoren vergleichen, er schlägt in jeglicher Hinsicht einen völlig anderen Ton an.
– Maurice Feiel, zwischen-den-zeilen.com –
Dennis Cooper. Psychisch zertstörte Kids reisen ins Innenleben emotionaler Verwahrlosung. Jede Sehnsucht so weit weg wie die Sterne. Es bleibt Verwirrung, Missbrauch und Gewalt. Bret Easton Ellis ist sicher neidisch. Auch auf die #buchgestaltung von @luftschacht
– @referenzinfarkt, twitter –
Dennis Cooper hat natürlich keine Gewissheit, ob die Kids in Wirklichkeit ähnlich ticken wie seine Helden. Aber zumindest geht dadurch ein Fenster auf, durch das man sich Sätze zuschreien kann. Denn eine geordnete Kommunikation scheint nicht möglich zu sein, dazu fehlt es allen Beteiligten am Wirklichkeitssinn, denn sie sagen alle die Wahrheit und die Wirklichkeit ist eine Lüge.
– Helmut Schönauer, Tagebuch eines Bibliothekars –
Puh, was für ein furchtbar aufwühlendes, beklemmendes und zugleich verstörendes Buch. (…) Diese thematische Wucht in Form eines sehr direkten, kurzen Romans zu verpacken, gleichzeitig die Verwirrung und Zerrissenheit so spürbar zu machen, ist einfach dermaßen erschütternd eindrucksvoll, dass ich Cooper hier hohen Respekt zollen muss.
– Herr Fabel, booksandnotes.de –
Distanziert, kühl, atemlos, immer wieder vor- und zurück springend erzählt der junge Larry seine Geschichte. Es klingt ein bisschen so, als hätte man ein Mikro mitlaufen lassen. (…) dieser schockierende Einblick in eine depressive amerikanische Teenagerseele [ist] so lesenswert, weil es dem Autor meisterhaft gelingt, die Ursachen von Gewalt bloß zulegen.
– alkekaren, instagram –
Das Buch ist schnell, wild und sehr gut geschrieben und hat mich blendend unterhalten. Weiter so, Luftschacht!
– Undercommons, amazon.de –
Dennis Coopers Romane waren noch nie etwas für zarte Nerven. So auch Mein loser Faden. Die deutsche Ausgabe des Buches ist wunderschön gemacht und steht in krassem Kontrast zum Inhalt. Wie ich finde, enthält das Buch in aller Schonungslosigkeit einen wahren Ausblick darauf, wo die USA gerade hinsteuern.
– Jürgen Ostler, Buchhandlung Löwenherz –
Für mich ist es eine Reportage. Ich wollte es so haben, dass es da den Kopf dieses Jungen gibt, und dann das Zeug, das aus diesem Kopf hervorkommt. Ohne Stuss, ohne Kunst, ohne Tricks. Es ist mysteriös und verwirrt, so wie er. Es ist wie dieses Stromkabel und was aus ihm strömt.
– Dennis Cooper –
Coopers Meisterschaft als Schriftsteller liegt darin, die Sprachlosigkeit auf irgend eine Art so verdammt wortgewandt werden zu lassen. Bewegend, schockierend, elegisch und verstörend, sehr komisch und sehr traurig.
– The Times –
In einem Amerika des Oklahoma-Anschlags, von Highschool-Amokläufen und Bin Ladens Zerstörung des World Trade Centers ist es Cooper, der getreu den Mainstream darstellt. Mein loser Faden wird seinen Ruf nur noch festigen und einen singulären Rang einnehmen. Jugendliche Massenmörder, sie sind so langweilig.
– 3am –
Mein loser Faden ist besessen von einem Wahrheitsbegriff, wie griechische Klassiker oder Romantische Dichtung, evoziert aber auch die Gedankenspiele eines Jorge Luis Borges oder John Barths zu diesem Thema. Was ist Wahrheit? Was ist Fiktion? Wer sind diese Highschool-Nazis wirklich?
– cercles.com –