Sella beobachtet die Ankunft der Nachbarsfamilie. Sie lebt mit Arild in einem kleinen Haus, die Nachmittagssonne streift nochmal kurz den Garten, dann liegt er im Schatten. Arild bereitet den Griller vor, das Auto der Nachbarn fährt langsam vorbei, man sieht die Eltern, die beiden Brüder. Sie haben sie heimgeholt, denkt Sella, aber ein Platz im Auto ist leer. Ob sie etwas für die Familie backen sollte? Um sie willkommen zu heißen, um Anteilnahme auszudrücken? Später wird sie die frischen Waffeln in Alufolie wickeln und in den Brotkasten legen. Die kleinen Hagelkörner rasseln wie Glassplitter im Regenrohr. Es ist der 29. Juli 2011. Die Leute von der Insel sind endlich wieder zuhause.
Es ist ein stiller, fast ereignisloser Roman, den Eivind Hofstad Evjemo neben jenes Ereignis stellt, das sich brutal und tief in das kollektive Gedächtnis Norwegens geschlagen hat: die Anschläge in Oslo und auf der Insel Utøya. Mit nüchterner Behutsamkeit nähert er sich Sella und Arild an, sucht im Wirrwarr der alltäglichen Dinge und der allgemeinen Trauer nach ihrer ganz privaten, die unter der Anteilnahme wieder aufbricht. Ein berührender, genauer Text über Verlust und Trauer und die hartnäckige Einsamkeit, die zwischen den gewohnten Dingen haust.
EIVIND HOFSTAD EVJEMO, * 1983 in Levanger, studierte literarisches Schreiben an der Litterær Gestaltning in Göteborg. 2009 gewann er mit seinem Debüt Weck mich, falls ich einschlafe (Vekk meg hvis jeg sovner) den Tarjei Vesaas’ First Writers Award, Norwegens prestigeträchtigsten Debütpreis. Sein dritter Roman Vater, Mutter, Kim (Velkommen til oss) wurde 2014 in Norwegen von der Presse begeistert aufgenommen und in Frankreich für den Prix Femina nominiert. Eivind Hofstad Evjemo war 2015 unter den zehn besten Schriftsteller*innen Norwegens unter 35. Er lebt in Oslo.
eivindhofstadevjemo.com
Titel bei Luftschacht (übersetzt von Karl Clemens Kübler und Clara Sondermann):
Vater, Mutter, Kim (Roman, 2019)
Ein Buch, das es mir besonders angetan hat (…) dieser Roman erzählt von einem unglaublich tragischen Verlust, indem er vom übrig gebliebenen Leben erzählt; ein stilles, schönes, aber zuweilen, eben weil es auch so tragisch ist, durchaus auch komisches Buch.
– Katja Gasser, ORF Studio 2 –
Mit großer Genauigkeit begibt sich Eivind Hofstad Evjemo mit seinem dritten Roman in emotionale Krater, in denen sich doch auch ein Grashalm grüner Hoffnung gen Himmel reckt.
– Lucia Schöllhuber, Tagesspiegel –
Evjemos ruhig erzählter Roman über unaussprechlichen Verlust streift dieses grässliche Etwas nur, konzentriert sich stattdessen auf das, was in der Idylle zurückbleibt. (…) Es ist eine der spannendsten Fragen in der Literatur: Wie erzählt man unaussprechliches Trauma, etwas, das jenseits jeder Sprache liegt?
– Dominic Schmiedl, schmiertiger.de –
Eivind Hofstad Evjemo – eine großartige Stimme aus Norwegen mit einem großen, unaufgeregten Roman voller Wärme, Einsamkeit und Leid.
– Frank Zabel, booksandnotes.de –
Dieser stille Roman aus Norwegen, dem diesjährigen Gastland der Buchmesse, schafft es, die unfassbaren Anschläge in Oslo und auf der Insel Utøya im Jahr 2011 und deren Auswirkungen aufs Alltägliche berührend darzustellen. (…) Unbedingt empfohlen.
– Elfriede Weber, ekz bibliotheksservice –
Eivind Hofstad Evjemo erzählt zurückhaltend, einfühlsam und still. Er arbeitet nicht mit plakativen Emotionen, sondern bleibt in seiner Sprache präzise und ernsthaft. Der Text wird dadurch umso eindringlicher.
– Petra Reich, literaturreich.de –
Wer auf einen sensationsheischenden Roman hofft, der sich am Leid der Hinterbliebenen der Terroranschläge von Norwegen bedient, wird bei Vater, Mutter, Kim definitiv nicht fündig. Vielmehr zeigt der Autor exemplarisch auf, welche Auswirkungen die Anschläge auch auf unzählige Menschen hatten, die nicht unmittelbar von ihnen betroffen waren. Vorsichtig, aber dennoch höchst eindringlich geschrieben – und definitiv lesenswert.
– Inga Fröhlich, schonhalbelf.de –
Ein berührender, ruhiger, ja, stiller, aber auch beklemmender Roman, der mich gewiss noch lange Zeit begleiten wird
– @floskel_, Instagram –
Eivind Hofstad Evjemo, eine Stimme der Beschwichtigung, der den Schmerz über ein unaussprechliches Ereignis, das sich tief in den Alltag der norwegischen Familien eingebrannt hat, untersucht und mit einem feinen Gespür die Ausläufer der Schockwellen nachzeichnet.
– Fabian Thomas, Magazin-Forum.de–
Es ist ein kluges, nachdenklich stimmendes Buch, das nicht so schnell aus dem Kopf verschwindet. Große Leseempfehlung!
– @eva_ihre_schmoeker_und_so, instagram –
Das ist präzise und leise beschrieben, eindringlich und teilweise schmerzhaft nah an Sellas Empfinden ausgebreitet. – Ein in seiner Zurückgenommen- und Bescheidenheit großer, stiller Roman über elementare menschliche Erfahrungen.
– Volker Surmann, amazon.de –
Evjemo schreibt unglaublich gut; leise, präzise und nuanciert. Er macht den Abstand zwischen Menschen sichtbar, die stille Trauer, die Einsamkeit (…). Aber auch die Liebe, den Zusammenhalt und das Gefühl der Zugehörigkeit. Das ist echt, das ist wesentlich. Das ist die Feder eines der besten Schriftsteller der norwegischen Gegenwartsliteratur.
– Ørjan Greiff Johnsen, Adresseavisen –
Wenn man bei einer Kamera den Fokus scharf stellt, wird plötzlich alles im Sucher schärfer. Das Gleiche passiert, wenn man Evjemos Romane liest. Alles, was zuvor körnig, unscharf oder sogar übersehen war, steht auf einmal ganz klar vor einem. Details, die man vorher nicht sehen konnte, tragen auf einmal große Bedeutung. (…) Sein Blick auf dieses Netz aus Alltäglichkeiten, praktischen Lebensentscheidungen und den großen Erzählungen ist einzigartig.
– Bjørn Gabrielsen, Dagens Næringsliv –
Vater, Mutter, Kim kommt ohne dramatische Wendungen, Romanklischees oder Karikaturen aus. Es ist ein stilistisch hochwertiger Roman über Verlust und Trauer, den man immer wieder lesen kann.
– Stine Okkelmo, Klassekampen –