Der zweiundzwanzigjährige Martin Schwammer lebt seit Kurzem in Bern, wo er eine Stelle in der Sterilgutversorgung des Krankenhauses angenommen hat. In diesem Bern fließt die Aare von Norden nach Süden und mündet im Mattequartier direkt ins Mittelmeer. Ein Inselchen, das Kirchenfeld, ist der Küste vorgelagert. Städte wie Genua oder Marseille gibt es nicht, die Alpen sind ein Mythos. Während Martin als Kind wegen seiner Ehrlichkeit immer wieder in Schwierigkeiten geraten ist, hat er inzwischen gelernt zu lügen. Eines Tages inszeniert er am Strand eine Begegnung mit der neunzehn Jahre älteren Valerie und spielt ihr ein romantisches Interesse vor. Sein eigentliches Augenmerk gilt aber ihrer Familie und deren Vergangenheit. Ihn plagen Schuldgefühle und Träume von eingesperrten Insekten und Spinnen, Krebsen, Schnecken und Würmern – von wirbellosen Tieren. Und als rückgratlos sieht er sich auch selbst …
Nach seinem erfolgreichen Debütroman Scheinwerfen, in dem er der Macht der Erinnerung nachspürt, erzählt Giuliano Musio in Wirbellos von Feigheit und der Kunst der Lüge. Mit großer Lust lässt er seinen Protagonisten ein Lügengebilde aufbauen, bis dieser selbst den Überblick verliert. Und spätestens als die gekenterte »Costa Concordia« vor der Berner Küste liegt, droht alles einzustürzen.
GIULIANO MUSIO, * 1977 in der Nähe von Bern, hat Germanistik und Anglistik studiert. Neben dem Schreiben ist er als Korrektor bei der NZZ tätig. 2015 erschien sein Debütroman Scheinwerfen bei Luftschacht.
giulianomusio.com
Titel bei Luftschacht:
Wirbellos (Roman, 2019)
Scheinwerfen (Roman, 2015)
Wirbellos ist ein vielschichtiger Roman, der ein weites Feld aufspannt von Realitätstreue zu Fantastik, von ernsthaft philosophischen Fragen zu witzigen, tragikomischen Episoden.
– aus der Laudatio zum Kurt-Marti-Preis –
Eine geschickt geschichtete Handlung, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart springt, ohne sich je zu verheddern. (…) Am Ende klappt man das Buch beklommen und zugleich befreit zu – nicht ohne den Menschen darin leise eine Pause und ein bisschen echtes Glück zu wünschen. Man hat sie liebgewonnen, mit all ihrer Schuld, mit all ihrer Scham.
– Barbara Weitzel, Berliner Zeitung –
Schon diese Szenen zeigen das große Erzähltalent Musios, der hinter jeder scheinbar alltäglichen Konstellation vor allem die dunklen Abgründe der Seele bis ins kleinste Detail auszuleuchten versteht.
– Claus Ambrosius, Rhein Zeitung –
Beim Lesen leidet man mit dem Protagonisten wie mit einem von Patricia Highsmith’ abdriftenden Antihelden, wird mitgerissen in den dunklen Sog, der eine lange Lesenacht bedeuten kann, aus der man am Morgen auftaucht und benommen ans Fenster tritt, um sich zu vergewissern: Liegt Bern wirklich nicht am Meer?
– Tina Uhlmann, Berner Zeitung –
Auch in seinem zweiten Roman zeigt sich Musio als sprachlich exakter und genauer Beobachter, der mit wechselnden Erzählperspektiven Innenleben und Motivation seiner Figuren offenlegt.
– Gisela Feuz, Der Bund –
Martin Schwammer ist keineswegs ein sympathischer Protagonist, aber derart einsam und gnadenlos in seinem Selbsthass, dass man ihm gebannt dabei zuschaut, wie er durch sein Leben watet.
– Lena Tichy, Berner Kulturagenda –
Als Wirbellose werden Tiere bezeichnet, die über kein Rückgrat verfügen. Die Analogie zu Martin ist offensichtlich, denn er ist schwach und feige, weil er nicht für eine vergangene Tat einstehen will. Vielmehr baut er ein beachtliches Lügenkonstrukt auf, in welchem er allerdings selber die Übersicht zu verlieren droht.
– Gisela Feuz, Radio RaBe –
Rückgrat beweist er tatsächlich viel zu spät, dieser Martin Schwammer, Gegenteil eines Helden und Hauptfigur in Giuliano Musios bizarrem Roman „Wirbellos“ (erschienen in wie immer feiner Ausstattung im Luftschacht-Verlag). Zwar will er sein Verbrechen sühnen, doch verstrickt er sich. Kein Wunder, denn in der Familie, mit der er es zu tun kriegt, tragen alle schwer an Schuld und manch sehr schräger falscher Entscheidung. Den ersten Stein wirft man nie wieder nach dieser Lektüre.
– Barbara Weitzel, Welt am Sonntag Kompakt –
Der Berner Autor Giuliano Musio erzählt in seinem zweiten Roman Wirbellos eine faszinierende Geschichte von Schuld, Lügen und auch Liebe. Es geht um Familienverstrickungen, die von Neid, Eifersucht und Missgunst durchtränkt sind und in denen Insekten eine entscheidende Rolle spielen. Unschuldig ist hier niemand.
– Silvia Süess, Die Wochenzeitung –
Der Schweizer Autor legt mit seinem 2. Roman wieder eine spannungsreiche Erzählung vor, die geschickt zwischen Realität und magischem Realismus changiert.
– Gabriele Fachinger, ekz bibliothekservice –
Die Sprache, die Spannung, die Phantasie, die eigenwillig verschachtelte Handlung, all das macht Wirbellos zu einem großen Roman, für den man sich die nötige Zeit nehmen sollte.
– Wolfgang Kühnelt, haubentaucher.at –
es ist ein großes buch der verlogenheit. eine große geschichte der verlogenheit.
– Tobias Bruns, philosophenstreik.de –
Giuliano Musio hat ein Gespür für das Seltsame. Er erzählt keine Geschichten, die jeder erzählt, ganz im Gegenteil: Bei seinen Romanen kann man sich nicht einmal annähernd vorstellen, was darin passieren könnte.
– Mareike Fallwickl, bucherwurmloch.at –
Schon lange hat mich ein Buch nicht so gefesselt, ich lag tatsächlich oft nachts wach und habe darüber nachgedacht (…) eine Leseempfehlung für diesen süffigen und spannenden Roman, vor allem in dieser Zeit!
– @floskel, instagram –
Ein plastisch und lustvoll erzählter, tiefgründiger, tragikomischer Pageturner, von dem sich so mancher großer Name der Spannungsliteratur etwas abschauen könnte, nicht zuletzt das Kunststück, über die Abgründe des Menschlichen so zu schreiben, dass der Leser die Geschichte nicht liest, sondern mitlebt. Für mich die Neuerscheinung des Jahres.
– Anamaka, amazon.de –