Ihr inneres Konzept ist das der geordneten Welt, ihre Tätigkeit deren mögliche Abbildung in der gemessenen Zahl. Sowohl dem melancholischen Pynchon als auch dem draufgängerischen Miller bedeuten diese abstrakten Zahlen den Zusammenhalt ihrer ganz persönlichen Existenz, ermöglichen ihnen eine Art Verankerung im Konkreten: für Pynchon, der über den Tod seiner geliebten Frau nicht hinwegkommt, für Miller, der sich unablässig weiter in sexuellen Ausschweifungen und ihren emotionalen Bedeutungslosigkeiten verliert.
Gemeinsam stellen sie sich anfangs der Aufgabe des Ziehens einer Demarkationslinie, die sie für eine größere unterbrechen: die Messung des Venusdurchgangs, mittels dessen die Entfernung der Erde zur Sonne berechnet werden soll. Doch mit der Größe der Aufgabe scheint auch beider ganz persönliche Ausweglosigkeit zu wachsen, und je genauer die Entfernungen definiert werden, desto enger und unüberwindlicher ziehen sie auch ihre eigenen Grenzen.
Mit literarischen Mitteln und in einem eindringlich reduzierten Zeichenstil entführt uns Leopold Maurer in gleichermaßen berührenden wie komischen Szenen in die nicht ausschließlich rational erfassbare Welt der beiden Protagonisten, die nicht nur von Zahlen sondern auch von schießwütigen Zwillingsbrüdern und seltsamen Heiligen bevölkert wird, von Werwölfen und poetisch veranlagten Kanalkrokodilen.
“Leopold Maurer zeichnet und dichtet wie irre, um diese Auflösung von Zeit, Raum und Logik in dieser Stringenz unterzubringen. Alle gängigen Liteaturmuster werden angesprochen und an ihr wahres Ende gebracht, in jenen idealen Zustand, wo Fiktion endgültig zur Realität wird. Und zwischendurch ist dieser “Arbeits-Roman” durchaus auch eine Hilfe für den Alltag. Denn wir alle kennen diese Szenen aus der Arbeitswelt, in denen keine Anleitung und kein Sinn mehr Helfen sondern nur die gezeichnete Szenerie vollkommener Fiktion. – Wunderbar!” (Lesen in Tirol)
“Maurers Miller & Pynchon besticht in der Verbindung von schlichtem Zeichenstil und anspruchsvoller Sprache. Allein durch das Zusammenspiel von beidem kann die berührende Komik des Bandes entstehen.” (Glanz & Elend)
“Unbeeinträchtigt von Comicmoden bändigt Maurer dieses Hybrid aus melancholisch getöntem, von Surrealschleifen durchzogenen Roman und karg ästhetischer Bildstreifenkunst auf vorzügliche Weise, da er beide Narrationsformen eng aneinander koppelt und ihnen gleichwohl Soli für die kleinen Lebenskatastrophen in kompakter Form überantwortet. (Poetenladen)
“Fazit: genialskurrile Lektüre für zwischendurch und immer wieder.” (Treffpunkt)
“Ein Comic aus Österreich – schon das ist ungewöhnlich. Ein Comicbuch, das in einem renommierten literarischen Kleinverlag (Luftschacht) herauskommt und sich dezidiert an ein erwachsenes Publikum richtet, ist in einem Land, in dem die meisten Cartoon- und Comic-Zeichner nahezu ausschließlich als Zeitungs-Karikaturisten und Werbe-Illustratoren ihr Können zeigen dürfen, fast schon eine Sensation.” (APA)
Leopold Maurer, geb. 1969 in Wien; Studium der Soziologie an der Universität Wien, Studium der Malerei und Grafik an der Akademie der bildenden Künste Wien. Seit 1998 freischaffender Künstler in den Bereichen Animation, Cartoon, Comic und Illustration. Lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich.
www.leopoldmaurer.com
Titel bei Luftschacht: Kanal (Graphic Novel, 2014), Eine Reise ins Nichts – hin und retour (Comic-Anthologie, 2013), Mann am Mars (Graphic Novel, 2011), Miller & Pynchon (Graphic Novel, 2009) Perpetuum (Comic-Anthologie, 2008), Der Sturm (2016)
Three meters, seventy-five centimetres water level – that is reality: The inner concept of the heroes Miller and Pynchon is that of an ordered world, their task: its possible mapping into the measured number.
For both the melancholic Pynchon and the ballsy Miller, these abstract numbers represent the cohesion of their personal existence and provide them with a form of anchorage in reality: For Pynchon, who cannot get over the death of his beloved wife, for Miller who unremittingly continues to lose himself in sexual debauchery and its emotional meaninglessness. Together they set themselves the task of drawing a line of demarcation, which they suspend for a greater task: the measurement of the Venus transit, through which the distance between the earth and the sun is to be calculated. However, with the magnitude of the task, their personal despair seems to increase, and the more precisely the distances are calculated, the closer and the more insurmountably they define their own limits.
“Maurer’s Miller & Pynchon impresses the reader with the combination of a simple drawing style and a fierce language. The touching comedy of the book develops through the interaction between the pair.” (Berliner Literaturkritik)