Der erzählende Protagonist ist erstarrt in einem Zustand der Resignation. Seine höchsten Regungen sind die der Selbstausbeutung und -zerstörung. Das Jobangebot einer Filmproduktionsfirma bringt ihn in ein Naheverhältnis zu einem geheimbündlerischen Medienmagnaten und dessen Projekt der Schöpfung industriell gefertigter Opferkreaturen. Ein oft komischer, dadurch nicht weniger ernster Trip durch ein gleichsam albtraumhaftes kollektives Unterbewusstsein beginnt.
Anomia, das ist die Empfindung unzureichender sozialer Integration, von Entfremdung, von Macht- und Hilflosigkeit, Einsamkeit. Lukas Kollmer beschreibt sie mit Lust an der surrealen Überspitzung gesellschaftlicher Extreme und erzählt in schnellen Sequenzen voller Anschnitte und Implikationen. Deutlich sichtbar die Referenzen an William S. Burroughs und David Cronenberg in ihrer Auseinandersetzung mit Körper und Fleisch, deren Bedeutung und Ausdruck im menschlichen Dasein, deren Instrumentalisierung in Erschaffung und Zerstörung.
“Lukas Kollmers Anomia ist ein kaputtes, lesenswertes Buch. […] Was es lesenswert macht, ist die Dreistigkeit, so ein Buch zu schreiben, das nun so gar unzeitgeistig ist und eigentlich alle Regeln verletzt, nach denen Literatur heute zu fuktionieren hat – und das eben trotzdem funktioniert. Ein verwirrendes Buch. Ein interessantes Buch.” (Goldmag)
“In den stärksten Passagen seiner Novelle zeigt Lukas Kollmer die Subordination unter gentechnischer Manipulation und medialen Gewalttransfer mittels körperlicher Sprachdrastik. Die Gefühlsarmut seiner Figuren konturiert er mit fleischlichen Narben, deren Narbengewebe die implodierende Megalopolis darstellt. Zwischen H.P. Lovecrafts Metaphysik, William S. Burrougs´Drogenphantasien und David Cronenbergs Horrorästhetik scheint dieser Duktus angesiedelt, der trotz des Alptraumhaften auch bitterkomische Momente hat.” (Literaturhaus Wien)
Lukas Kollmer, geb. 1976, lebt und arbeitet in Wien.
Titel bei Luftschacht: Anomia (Roman, 2009), Schlächtervergessen (Erzählung, 2005), Nihil (Roman, 2003), autorenmorgen 01 (Anthologiebeiträge, 2003)